Meldorfer Gelehrtenschule von 1540 – das klingt doch sehr altmodisch und elitär!

Mit dieser Aussage werden wir gelegentlich konfrontiert. Tatsächlich sind wir uns unserer Vergangenheit bewusst und hatten zuletzt 2015 ein Jubiläumsjahr mit vielen Aktivitäten: 475 Jahre Bestehen der Schule. Auch beim Meldorfer Stadtjubiläum und bei einer Ausstellung des Dithmarscher Landesmuseums zur Reformation spielte die MGS in jüngster Zeit eine historische Rolle.

Wir haben ein besonderes Schularchiv in Kooperation mit dem Landesarchiv, nun auch mit einem angemessenen Raum, in dem auch an Aspekten der Schulgeschichte gearbeitet werden kann. In einem Schülerprojekt gab es aufschlussreiche Erkenntnisse über den Schulalltag in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges. Wir kooperieren mit dem benachbarten Dithmarscher Landesmuseum, das das ehemalige Schulgebäude nutzt. Weitere historische Lernorte der Region und darüber hinaus besuchen wir. Der Ehemaligenverein gehört zur Schulgemeinschaft, auch und besonders durch den Ehemaligenball am 2. Weihnachtstag. Traditionell werden zur Verabschiedung der Abschlussschülerinnen und –schüler im Meldorfer Dom als Versammlungsraum der Dithmarscher „Goldene“ und „Diamantene“ Abiturienten der MGS eingeladen: Abitur vor 50 bzw. 60 Jahren. Die enge Verbindung zur Christian-Bütje-Stiftung beruht darauf, dass der Stifter dankbarer Schüler der MGS war – wir profitieren auch heute noch stark davon, insbesondere im Bereich Segeln und Kanu.

Wahrscheinlich ist das Traditionsbewusstsein ein Faktor dafür, dass sich an der MGS eigentlich stets eine gewisse souveräne Gelassenheit durchsetzt, etwa auch wenn bildungspolitische Diskussionen und Reformbestrebungen sich beschleunigen, sogar jetzt in Pandemiezeiten. Geschichte lehrt doch vor allem, dass Problemlösungen durch ein konstruktives Miteinander im vertrauensvollen Gespräch zu finden sind.

Ausgesprochen modern und zukunftsorientiert ist die MGS in einigen Bereichen: So ist schon seit Jahrzehnten Naturschutz ein Thema an der MGS, als von Ökologie, Nachhaltigkeit und Fridays for future noch nicht die Rede war. Auch Kooperationsprojekte mit der Astrid-Lindgren-Schule waren lange Zeit im Lande einmalige, zukunftsweisende inklusive Initiativen. In beiden Bereichen wollen wir die Arbeit noch intensivieren. Beim Aufbau der Berufsorientierung und des neuen Faches „Darstellendes Spiel“ sowie beim Einstieg der Gymnasien in die Schulsozialarbeit waren wir an der Westküste früh dabei und haben den ersten Schulhund zugelassen. Als Gymnasium in Dithmarschen hatten wir die ersten iPad-Klassen mit vom Schulträger finanzierten Geräten.

Dabei bleibt das analoge Arbeiten mit Anspruch zentral, bei aller Aufgeschlossenheit für Projekte ist das Lernen im Fachunterricht Kern der MGS, um Ausbildungsreife und Studierfähigkeit zu entwickeln. Dazu haben wir den Unterrichtsausfall bisher sehr gering halten können und in allen Fächern ausgebildete Lehrkräfte gewinnen können. Für Schülerinnen und Schüler, denen das schulische Lernen sehr leicht fällt, bieten wir zusätzliche Herausforderungen an (Enrichment), für die mit Lernproblemen ein Fördersystem mit unterschiedlichen Unterstützungsangeboten. So haben mehr als ein Drittel unserer Schülerinnen und Schüler ein ausgesprochen gutes Zeugnis und nur etwa 5% einige Noten, die Anlass zu besonderen Maßnahmen geben. Weniger als im Landesschnitt gehen von der MGS an eine Gemeinschaftsschule. Mehr als früher verlassen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe mit dem Mittleren Schulabschluss und, deutlich häufiger, mit dem schulischen Teil der Fachhochschulreife die MGS und gehen in die Ausbildung oder absolvieren Praktika für Fach(hoch)schulen, obwohl das Abitur durchaus noch zu erreichen wäre. Bei uns bestehen weniger Prüflinge als im Landesschnitt das Abitur nicht.

Bei unseren AGs werden neben den sportlichen und musischen auffällig mehr handwerkliche Angebote angenommen als früher. Ganzheitliche Schulbildung ist uns ein Anliegen. Wir fordern unsere Schülerschaft, damit sie sich bestmöglich entwickeln können, begleitet von Fördermaßnahmen und vielfältigen Angeboten. Die Schulsozialarbeit möchten wir gern noch weiter entwickeln, um noch mehr Schülerinnen und Schülern mit seelischen und sozialen Schwierigkeiten die Ausschöpfung ihrer Potenziale zu ermöglichen und durch Prävention der Entstehung solcher Probleme vorzubeugen.

Also: Unsere Tradition ist Verpflichtung zur Weiterentwicklung mit vernünftigem Augenmaß!